Brauchtum

Das Jakobiranggeln auf dem Hundstein



Unter Ranggeln, bzw. Ranggln, versteht man eine Art des Ringens, die vor allem im al­pen­län­dischen Raum (Salzburg, Südtirol, Nord­ti­rol, Osttirol, Ober­kärnten, im bayerischen Oberland und im Chiemgau) verbreitet ist. In diesen Re­gio­nen gibt es zahlreiche Rangglervereine.
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Eine der bekanntesten Ranggler-Veranstaltungen ist das Ranggeln am Hundstein im Salz­bur­ger Land, das sogenannte Hund­stoa­rang­geln, das im Jahr 2010 zum Imma­te­riel­len Kul­tur­er­be der UNESCO er­nannt wurde. Die Veranstaltung ist auch als Jakobi-Ranggeln bekannt, weil sie tra­di­tio­nell am Sonntag nach Jakobi stattfindet. Jakobi, den 25. Juli, nennt man auch St. Jakob oder Jakobstag.
Ranggeln im Salzburgischen (Filmaufnahme von 1934)
Der Hundstein, auch Hoher Hundstein ge­nannt, ist ein 2117 m hoher Berg im salz­bur­gischen Pinzgau und zugleich der höchste Grasberg Europas. Vom am Gipfel gelegenen Statzerhaus hat man einen herrlichen Blick auf die Süd­ab­stürze des Steinernen Meeres und des Hochkönigs. Im Süden zeigen sich die Hohen Tauern.

Bekannt ist das Hundstein-Ranggeln seit dem 16. Jahrhundert. Die erste ur­kund­liche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1518 und ist eine Erlaubnis des Erzbischofs, dass das Ranggeln wieder statt­finden darf. Seit über 500 Jahren wird also im Pinzgau geranggelt.
Jakobiranggeln
Kurz nach Sonnenaufgang formieren sich überall im Tal die Grüppchen von Zu­schauern und Rangglern, die sich auf den Weg machen zum mehrstündigen Marsch zu der Naturarena auf 2116 Meter Höhe. Sie kommen aus allen Him­mels­rich­tun­gen, aus Ta­xen­bach, Ma­ria Alm, vom Thu­mers­bach und vom Bach­winkel und streben auf den Hundstein. Wer es bequemer haben will, kann mit dem Sessellift oder dem Sammeltaxi fahren. Um zehn Uhr müs­sen sie aber alle oben sein, sonst verpassen sie die Bergmesse, die am Beginn der Wett­kämp­fe immer gefeiert wird. Bis zu 2000 oder gar 3000 Menschen lockt all­jähr­lich dieser Brauch an.

Das Ranggeln findet nach streng überlieferten Regeln statt. Dabei kommt es auf die geschickte Anwendung bestimmter Griffe, Würfe und Tricks an. Bloße Kraftentfaltung führt nur selten zum Sieg. Es kommt überwiegend auf Schnel­lig­keit an. Die Ranggler kämpfen barfüßig, nur mit einem Leinenhemd und einer rauen Hose mit Gürtel angezogen.
Jakobiranggeln
Der Sport ist eine Mischung aus Ringen und Judo mit dem Ziel, den Gegner mit Würfen oder im Bodenkampf auf den Rücken zu drehen. Unnötig zu sagen, dass die Judo-Techniken erst in den letzten Jahrzehnten dazugekommen sind. Wer als Erster mit beiden Schultern den Boden berührt, hat verloren. Im K.-o.-System gilt: Wenn es nach sechs Minuten keinen Sieger gibt, scheiden beide Kämpfer aus.
Die Schiedsrichter, die alle mehrfache Sieger ge­wesen sein müssen, achten genau auf die Ein­haltung der Regeln und dass es nicht zu Fehl­ent­schei­dun­gen kommt, was früher zu wilden Raufereien unter den Zuschauern geführt hat. Sieger ist jener Ranggler, dem es gelingt, alle Gegner am Boden auf den Rücken zu zwingen. Er darf dann ein Jahr lang den Titel "Hogmoar" tragen. Er erhält eine Siegesfahne und eine Me­dail­le. In der langen Geschichte des Hund­stein-Ranggelns konnte sich auch schon ein Pfarrer, der zuvor die Messe gelesen hatte, in die Siegerliste eintragen.