Brauchtum

Schellenschlagen, ein Tiroler Brauch



Traditionelle Fastnachtsfiguren mit umgehängten Schellen (Kuhglocken) ge­hö­ren in vielen Tiroler Ortschaften zum festen Faschings-Repertoire. Im mitt­le­ren Inntal hat sich beispielsweise eine Gruppe mit ganz eigenen Merkmalen etab­liert – die Schellenschlager. Die Schellen werden mittels eines brei­ten Hüftgurts getragen. Bei ihren Umzügen gehen die Schel­len­schla­ger in ei­nem besonders einstudierten Rhythmus und "läuten" die Schellen nach einem ei­ge­nen Schlag-Rhythmus. Die Kostüme sind von Ort zu Ort unterschiedlich, in der Gruppe allerdings einheitlich.
Am Donnerstag vor dem Faschingswochenende, dem so genannten "Unsin­ni­gen Donnerstag" ziehen die Schellenschläger durch die Stra­ßen von Lans, ei­nem kleinen Ort am Fuß des Patscherkofels (2246m) gelegenen Ort in acht Kilometer Ent­fernung von Innsbruck.
Die als "Schellenschläger" auftretenden Burschen schmücken sich dazu fest­täglich. Sie tragen saubere weiße Hemden und lange schwarze Hosen, dazu gefranste Seidentücher und Gesichtsmasken. Die Mitte des Körpers ist von einem breiten gestickten Gurt um­schlossen, an dem hinten eine ziemlich gro­ße Schelle befestigt ist, die bei den sprungartigen Bewegungen anschlägt.
Der Vorhupfer (der "Schiane" = Schöne) hält einen stumpfen Reisstrohbesen in der Hand, mit dem er den Takt vorgibt, er gibt auch den merkwürdigen schlangenförmig gewun­de­nen Weg der hin­ter­einandergehenden Scheller vor. Der Schiane repräsentiert den Frühling und somit das Ende des Winters. Die ursprüngliche Bedeutung des Brauches ist nämlich mit aller Wahrscheinlichkeit ein Ritus zum Ver­treiben des Winters durch Lärm. Ein ähnlicher "Winter­ver­trei­bungs"-Brauch ist das "Grasausläuten" in einigen Ortschaften des Unter­inntals.
Schellenschlager in Lans
Das "Laufen" gleicht einem eigentümlichen taktmäßigen Springen, wobei sich der Oberkörper der Läufer einmal nach links, einmal nach rechts beugt, dabei schlägt bei je­dem Schritt die Schelle an und schallt.
An manchen Stellen bilden die Läufer einen "Kranz" und es setzt ein wildes, regelloses Geschelle ein.
Früher folgten die Schellenschlager einen längeren Weg, sie gingen von Hof zu Hof, heute folgen sie ausschließlich einer festgelegten Rute von Wirtshaus zu Wirtshaus, wo sie mit Schnaps und Kirchtagskrapfen belohnt werden.
Schellenschlager in Weer
Im kleinen Tiroler Ort Weer hat die Fasnacht einen großen Stellenwert wie kaum in einem anderen Tiroler Ort. Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts kamen tausende Menschen nach Weer, um die Fasnachtsumzüge zu erleben. Der älteste Weerer Fasnachtsbrauch ist das Schellenschlagen. Es ist bereits für die Zeit um 1860 belegt.
Einer der Höhepunkte der Weerer Fastnacht ist die so genannte Bichl-Tour. Sie beginnt beim Gasthof Steixner und führt den "Bichl", den Berg, hinauf in Richtung Weerberg. Bei dem Umzug werden die Scheller und die be­glei­ten­den Maskenfiguren (Hexen, Affen, Bären, Klötzler, Zottler, Zag­ga­ler, Muller) vor manchen Häusern und Bauernhöfen bewirtet. Die Wee­rer Muller treten immer zusammen mit den Schellenschlagern auf, und fol­gen diesen von Haus zu Haus.
 
Feste und Bräuche
Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis