Brauchtum

Wampelerreiten in Axams



Das Wampelerreiten in Axams ist eines der originellsten Fas­nachts­bräuche in Tirol. Es findet jedes Jahr am sogenannten „Unsinnigen Don­nerstag“ vor dem Faschingssonntag statt. All vier Jahre findet dazu auch ein großer Umzug statt.
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Die Hauptfiguren dieses Brauches sind die „Wampeler“, junge Burschen und Männer, die ein weites weißes Leinenhemd tragen, das prall mit Heu aus­ge­stopft ist. Beim so genannten „Ausschoppen“ werden mehrere Kilo Heu in das weiße Leinenhemd, die „Pfoat“, gestopft. Dadurch erhalten die Wam­pe­ler ihre „Wampe“ (umgangs­sprachlich für einen dicken Bauch).
Wampeler in Aktion
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Ausgestattet sind die Wam­pe­ler auch mit ei­nem kur­zen ro­ten Rock über der Ho­se und ei­nem brei­ten Le­der­gür­tel so­wie mit ei­nem kur­zen Holz­stock, der der Ba­lance und der Abwehr von Angriffen dient. Zur Aus­stattung eines Wam­pelers gehören auch eine holz­ge­schnitzte Larve und die sogenannte „Fuzzel­haube“, die aber nur beim Schauumzug getragen werden und nicht während des überaus rauen Kampfes, der das wesentliche Merkmal des Brauches ist.
Das Gemenge
Die Wampeler ziehen in gebückter Haltung durch den Ort. Sie stellten sich den „Reitern“, die versuchen, die Wampeler umzustoßen und auf den Rücken zu legen.
Reiter versucht, Wampeler zu Boden zu bringen
Der Kampf zwischen Wampelern und Reitern findet nach festen Regeln statt. Beim Angriff darf sich ein Reiter nur von hinten nähern. Fällt einer der Wam­pe­ler auf den Rücken, ist er besiegt, im Fasnachtsjargon heißt es, er hat „ein Ganzes“ abbekommen. Der Stock hilft dazu, das Gleichgewicht zu halten so­wie unfaire Angriffe von vorne abzuwehren. Steht ein Wampeler mit dem Rü­cken zu einem Haus, einer Wand oder einem Zaun, darf er nicht ange­griffen werden.
Wampeler zu Boden gerungen
Die Wampeler setzen alles daran, nicht auf den Rücken zu fallen, und „weiß“ (also mit möglichst sauberem Rücken) die zwei Runden ums Dorf zu schaffen. Am Abend wird beim Dorfwirt der beste Wampeler mit dem saubersten Rü­cken gekürt.
Wampeler ruhen sich aus

Das Gegenstück zu den wilden und schwerfällig auftretenden Wampelern bil­den die „Tuxer“, deren Holzmaske das Antlitz eines jungen, kraftvollen und schönen Mannes zeigt. Die wertvollen Seidentücher, Maschen und Schleifen mit Goldfransen (“Bestl’n“) unterstreichen das prunkvolle Aussehen und den würdevollen Auftritt eines Tuxers. Ihre „Goaßln“ (Peitschen) nützten sie nicht nur zum lautstarken „Schnöllen“. Eine weitere Verwendung findet die Goaßl aber auch beim Einfangen eines hübschen Mädchens. „Auslösen“ kann sich die Frau mit einem Tanz und dem Spendieren eines „Schnapsl’s“.

Tuxer
Alle vier Jahre findet zusätzlich ein großer Fastnachtsumzug statt, bei dem auch Tuxer, Flitscheler, die Boarischen, der Buijazzl (in bunter Kleidung, mit Rollkranz und Glöckchen) und andere für die Tiroler Fasnacht typische Figuren vertreten sind.
Über den Ursprung des Axamer Wampelerreitens ist wenig bekannt. Ebenso lässt sich über den Zweck bzw. die Bedeutung nur mutmaßen. Eine der Inter­pre­tationen ist das Winteraustreiben bzw. die Bewältigung der Natur. Der Kampf steht dabei für das symbolische Duell zwischen Winter und Frühling, wobei die Wampeler für den Winter, die Reiter für den Frühling stehen. Neuere Deutungen des Kampfes verweisen auf einen Übergangsritus, bei dem junge Burschen durch die Teilnahme in die Riege der Männer aufgenommen werden.
 
 
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