Essen und Trinken

Wiener Schnitzel


In fast keinem Restaurant im deutschen Sprach­raum fehlt heute das Wiener Schnit­zel auf der Speisekarte. Es ist zum Lieb­lings­ge­richt von Groß und Klein geworden. Ein Wiener Schnitzel ist ein dünnes, paniertes und aus­ge­backenes Schnitzel aus Kalb­fleisch. Es gehört zu den bekanntesten Spe­zia­li­tä­ten der Wiener Küche. Wenn das Schnitzel nicht aus Kalbfleisch, sondern aus Schwei­nefleisch zubereitet wird, entspricht dies nicht den Richtlinien des Ös­ter­rei­chi­schen Le­bens­mit­telbuchs (Sammlung von Standards und Vor­schrif­ten über die Qualität und Be­zeich­nung von Lebensmitteln) für Wiener Schnit­zel.
Das Glei­che gilt auch für Deutschland. Für ein Schweineschnitzel sieht das Deutsche Le­bens­mit­telbuch die Bezeichnung „Schnitzel Wiener Art” vor, wäh­rend nach dem Ös­ter­rei­chi­schen Lebensmittelbuch die Bezeichnung „Wiener Schnitzel vom Schwein“ korrekt ist.

Rezepte meines Lebens
DER KLASSIKER
WIENER KÜCHE
(Olga und Adolf Hess)
Rezepte meines Lebens
(Senta Berger)

Einer Legende nach stammt das Wiener Schnitzel von der norditalienischen „Co­to­letta alla milanese ab, die auf ähnliche Weise aus einem etwas di­cke­ren Kotelett zubereitet wird. Der Legende nach brachte erst Feld­mar­schall Ra­detz­ky das Rezept 1857 aus Norditalien mit.
Der Sprachforscher Heinz Dieter Pohl fand he­raus, dass der Zusammenhang von Wiener Schnit­zel und Cotoletta alla milanese erstmals 1969 in einem ita­lienischen Gastronomieführer (Guida gastronomica d'Italia) des ita­lie­ni­schen Reiseschriftstellers Felice Cùnsolo erwähnt wurde. Davor war in Österreich noch nie von diesem Zusammenhang die Rede ge­wesen.
Die Radetzky-Legende ist ebenfalls in der 1971 unter dem Titel „Italien ta­felt" erschienenen deutschsprachigen Übersetzunge dieses Gas­tro­no­mie­füh­rers kolportiert. Demnach soll Feld­marschall Radetzky in einem Restaurant in Nord­italien das Gericht ent­deckt haben. Über seinen Adjutanten Graf Attems soll er dem kaiserlichen Hof in Wien ausgerichtet haben, er habe noch nie so etwas Köstliches gegessen. Der Kaiser habe daraufhin das Gericht von sei­nem Leibkoch nachkochen las­sen – und schon war das österreichische Nationalgericht entstanden.
Pohl entlarvte diese Legende 2007 als kompletten Unsinn. Wissenschaftlich ist diese Geschichte sowieso belanglos, weil sie keine Quel­len­an­gaben enthält. Aber es hatte auch nie einen Adjutanten Graf Attems ge­geben und in keinem biografischen Werk über Radetzky war die Episode je­mals erwähnt worden.
Ein Rezept des Wiener Schnitzels als „Ge­ba­ckene Käl­ber­schnit­zeln“ fin­det sich be­reits in Mag­da­le­na D. Ret­tigs Koch­buch „Die Haus­kö­chin oder leicht­faß­li­che und be­währ­te An­wei­sung, auf die vor­theil­haf­tes­te und schmack­haf­tes­te Art Fleisch- und Fas­ten­spei­sen je­gli­cher Gat­tung zu kochen, zu ba­cken und ein­zu­ma­chen (1827, S. 125), die von ei­ner „gu­ten Aus­hilfs­spei­se“ spricht (al­so ei­ner ein­fa­chen, kei­nes­wegs „hoffähigen“ Speise).
Freilich hat das Panieren in Norditalien eine lange Tradition und das gebratene Fleisch in Panade wurde möglicherweise sogar dort erfunden. Als 1514 näm­lich das Vergolden von Speisen aus Angeberei verboten wurde, besan­nen sich die Köche auf den alten Brauch, Lebensmittel in ein „goldenes“ Bröselkleid zu hüllen.
Aber das Panieren hat auch in Österreich eine lange Tradition. Schon vor dem Schnitzel gab es in der Wiener Küche mehrere Speisen, die paniert und in Fett schwimmend gebacken wurden. Beispielsweise das „Backhendl“, das panierte Hühnchen, das erstmals 1719 in einem Kochbuch erwähnt wurde und zu den beliebtesten Speisen Wiens gehörte – und immer noch gehört.
Zubereitung
Zur Zubereitung wird ein etwa vier Millimeter dünnes Kalbs­schnitzel (Schlegel) am Rande mehrmals eingeschnitten, leicht geklopft, ge­sal­zen, in Mehl, Ei und Sem­mel­brö­seln paniert und in heißem Fett (Schmalz oder Butterschmalz) in der Pfanne bei 160–170 °C goldgelb gebacken und schließlich auf Küchenapier abgetropft. Das Schnitzel muss im Fett schwimmen, sonst gart es nicht gleich­mäßig und wird fettig. Während des Backens wird das Schnitzel ab und zu leicht in der Pfanne hin und her geschwenkt. Nachdem eine Seite goldgelb gebacken ist, wird das Schnitzel gewendet und zu Ende gebacken.
Beim Servieren ist die Beigabe einer Zi­tro­nen­spalte üblich, damit man die Pa­nierung mit dem Zitronensaft beträufeln kann, und eines Peter­sil­sträuß­chens als Dekoration.

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Früher wurde das Wiener Schnitzel in Österreich traditionell mit Erdäpfelsalat (Kar­tof­felsalat) oder Petersilerdäpfeln (Petersilienkartoffeln) serviert. Als Sa­latbeilage gab es Gurkensalat oder Häup­tel­salat (Kopfsalat). Heute gibt es auch an­de­re Beilagen dazu, wobei die unseligen „Pommes“ (Pommes frites) immer mehr alle andere Beilagen verdrängen. Wenn auch noch Ketchup mit auf den Teller kommt, dann hat dies meines Erachtens mit Wiener Küche nicht mehr viel zu tun!

Den 9. September feiert man in den USA als National Wiener Schnitzel Day (Tag des Wiener Schnitzels) und setzt damit dem dün­nen, panierten und ausgebacke­nen Kalb­fleisch­schnitzel ein Denkmal.
Interessant ist zum Thema Bezeichnung „Wiener Schnitzel vom Schwein“ ein juristischer Streit, der 2009 bis vor das Verwaltungsgericht ins Arnsberg kam. Dort hatte ein Fleischhersteller gegen das Verbot dieser Bezeichnung geklagt. Die Richter kamen zu dem Schluss, dass der allgemeine Sprach­ge­brauch in Deutschland unter einem Wiener Schnitzel inzwischen primär ein paniertes, nicht durch die Fleischsorte definiertes Schnitzel verstünde. Dem­ent­spre­chend erklärte das Gericht das Bußgeld gegen den Fleisch­her­stel­ler als unzulässig. Man beachte: Der Fleisch­hersteller darf sein Produkt als „Wiener Schnitzel vom Schwein“ in den Handel bringen, nicht als „Wiener Schnitzel “.
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Was haben Lena Gercke, Sarah Jessica Parker, Arnold Schwarzenegger, Nick Carter und Christoph Waltz gemeinsam? Sie lieben Wiener Schnitzel.