Landschaften/ Orte

Altaussee (Steirisches Salzkammergut)


Altaussee ist eine Gemeinde mit etwa 1850 Einwohnern im steirischen Salz­kam­mer­gut. Die Gemeinde liegt im Bezirk Lie­zen und umfasst mit 92 km² große Teile des Aus­se­er­lan­des und des Toten Gebirges. Der Ort am Fuße des Losers ist besonders als Kurort bekannt und liegt direkt am Alt­aus­seer See.
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Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Salz­kam­mer­gut für die – wie man damals sagte – "Som­mer­fri­sche" entdeckt. Dieser Ausdruck ist heu­te veraltet. Die Brüder Grimm definierten ihn als "Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit".
Ferdinand Lepié: "Blick über den Altausseersee" (1883)

Bad Ischl entwickelte sich zu einem pro­mi­nen­ten Kurort und war ab 1849 kais­er­liche Sommer­re­si­denz. Die Anwesenheit des Adels machte das Ausseerland immer mehr zum Anziehungspunkt für die vorneh­me Gesell­schaft. Bald zog es auch zahl­rei­che Künstler und Vertreter der Wiener Gesell­schaft nach Altaussee. Ab 1877 ermöglichte die neu eröffnete Kron­prinz‑ Ru­dolf‑Bahn die Er­schlie­ßung des Ausseerlandes für den Fremdenverkehr.
Ortsteil Fischerndorf (Lizenz)
Ende des 19. - Anfang des 20. Jahrhunderts ver­brach­ten ihren Urlaub und wohnten in Altaussee Autoren wie Hugo von Hofmannsthal, Leopold Andrian, Raoul Auernheimer, Arthur Schnitzler, Richard Beer-Hofmann, Hermann Bahr und Jakob Wassermann. In den 1930er-Jahren verbrachte Her­mann Broch die Sommermonate in der Ge­mein­de, ebenso wie Friedrich Torberg, der nach dem Zweiten Weltkrieg ab­wech­selnd in Wien und Altaussee lebte.
Altausseer See und Dachstein (Lizenz)

Der Loser ist ein 1837 m hoher Gipfel. Er bildet den südlichen Endpunkt des Augstkamms im To­ten Ge­bir­ge. Sein markanter, kas­tell­artiger Gipfel­auf­bau macht ihn zu einem Wahr­zei­chen des Aus­se­er­landes. Tou­ristisch ist der Loser durch die 1972 eröffnete Loser-Panoramastraße er­schlos­sen. Die 9 km lange Panoramastraße erlaubt es allen Besuchern, mit dem PKW schnell und bequem von 800 auf 1600 m Seehöhe, in das Natur- und Landschaftsschutzgebiet des Toten Gebirges zu gelangen.
Der Loser

Die Pracht von wild wachsenden und weiß blüh­enden Nar­zissen lässt jedes Jahr die Wiesen des Aus­se­er­landes wie angeschneit er­schei­nen. Es sind Hun­derttausende von Narzissenblüten, die alljährlich sorgfältig von Hand gepflückt und zu kunstvolle Skulpturen gestaltet werden für das vermutlich schönste Blumenfest Ös­ter­reichs, das seit 1959 jährlich im Frühjahr ver­an­staltet wird. Beim Höhepunkt dieses Festes werden meterhohe, krea­ti­ve Ge­bil­de in einen Autokorso in Bad Aussee und einem Bootskorso auf dem Altausseer See dem staunenden Publikum vorgeführt.
Narzissenfest auf dem Altausseer See

Seit dem Mittelalter wird bis heute in Alt­aus­see Salz abgebaut. Ur­sprüng­lich wurde das Salz in Altaussee hergestellt, ab dem 13. Jahr­hun­dert wurde es über So­le­lei­tun­gen in die Saline Bad Aussee geleitet. 1906 wurde eine Soleleitung von Altaussee über Bad Ischl zur Saline in Ebensee ver­legt, wo bis heute das Salz hergestellt wird.

Freytag Berndt Wanderkarten, WK 082, Bad Aussee - Totes Gebirge - Bad Mitterndorf - Tauplitz, GPS, UTM - Maßstab 1:50 000
Freytag Berndt Wan­der­kar­ten, Bad Aus­see – To­tes Ge­bir­ge – Bad Mit­tern­dorf – Tauplitz

Das Bergwerk in Altaussee ist die größte Salzlagerstätte in Öster­reich. Es wurde ab 1929 als echtes Schaubergwerk für Besucher geöffnet. Heute wird es als "Salzwelten Altaussee" vermarktet.

In den stillgelegten Werksanlagen des Salz­bergwerkes wurde ab 1943 ein großes De­pot für Kulturgüter eingerichtet. Zunächst wurden Kunst­schätze aus ös­ter­rei­chi­schen Kirchen, Klöstern und Museen eingelagert. Ab Januar 1944 wurden etwa 4700 Kunstwerke eingelagert, die unter dem Deck­namen Sonderauftrag Linz von Adolf Hitler angesammelt worden waren und für das geplante Führermuseum in Linz bestimmt waren. Unter diesen wa­ren Kunstwerke von unschätzbarem Wert, darunter Werke von Mi­chel­ang­elo, Dürer, Rubens und Vermeer. Ein großer Teil davon galt als NS-Raubkunst.
Ein Dorf wehrt sich (Die Helden von Altaussee)
Gegen Kriegsende umfasste das Depot etwa 6.500 Gemälde sowie zahlreiche wertvolle Sta­tuen, Möbel, Waffen, Münzen und Bi­blio­the­ken. Im April 1945 beschloss der Gauleiter von Oberdonau, August Eigruber, die Kul­tur­gü­ter zu vernichten. Zu diesem Zweck ließ er acht 500-kg-Fliegerbomben in das Salz­berg­werk transportieren. Glücklicherweise ge­lang es der Leitung der Salinen, unter Ge­ne­ral­di­rektor Emmerich Pöchmüller, das Vorhaben zu vereiteln. In der Nacht vom 3. auf den 4. Mai 1945 gelang es, auf aben­teu­er­li­che Weise die Bomben wieder zu entfernen und die Kunstwerke in Sicherheit zu bringen.
Zu diesem historischen Drama gibt es den span­nen­den ZDF-Film „Ein Dorf wehrt sich“. Kon­rad Kra­mar hat zu dieser spek­ta­ku­lärer Ge­schich­te ein packen­des Sachbuch geschrie­ben mit dem Titel „Mission Michelangelo

Nach der Besetzung Altaussees durch die Amerikaner wollten diese die Kunst­schätze si­cher­stel­len. In der ame­ri­ka­ni­schen Armee gab es einen Stab von Beauftragten für den Schutz von Baudenkmälern, Kunst und Archiven, der in München einen Central Collecting Point (CCP) für geborgene Kulturgüter eingerichtet hatte. Im Hollywood-Film "Monuments Men" mit George Clooney in der Hauptrolle ist es dieser Stab, der die zu­ge­mau­er­ten Stollen öffnet und riesige Mengen an Kunst­gegenständen sicherstellt. In Wahr­heit war, als die Kunst­schüt­zer-Truppe der Amerikaner nach Altaussee kam, die Kunst im Berg schon längst gerettet.

Ortsteil Fischerndorf, im Hiintergrund der Loser

Es ist bekannt, dass im Ausseerland die Fa­schings­tage auf ganz be­son­dere Art gefeiert werden. Neben dem all­gemeinen Mas­ken­trei­ben sind es vor allem die drei tra­di­tionellen Mas­ken­ty­pen der Ausseer Gegend, die auf­fal­len: der "Pless", die "Trommelweiber" und die "Flinserl", die dem Ausseer Fasching seinen besonderen Charakter geben.
Altausseer Knopferl
Im Gegensatz zu Bad Aussee ist der Alt­aus­seer Fa­sching eher ruhig. Hier findet man die relativ neue Grup­pe der Knop­ferl. Diese neue "Masch­ke­ra­grup­pe“ zieht am Fa­schings­diens­tag durch Altaussee.
Seit Neuestem hat Altaussee noch eine wei­tere Aus­zeich­nung – als Dreh­ort des Ja­mes-Bond-Films "Spectre" mit Daniel Craig. In Alt­aus­see spürt Bond einen geläuterten Bösewicht namens "The pale King" auf. Die Dreharbeiten dauerten ganze zwei Tage.
James Bond in Altaussee
Interessanterweise wohnt nicht weit von hier – in Bad Aussee – Klaus Maria Brandauer, der in einem anderen James-Bond-Film – "Sag niemals nie" (1984), damals noch mit Sean Connery als Bond – den Bösewicht spielte.

Nun ich den See im Abenddunkel schau,
fällt mir ein Schatz der frühen Schulzeit ein -
die nieberührte Wasserfarbe "Taubengrau"

(Rudolf Felmayer)
Altausseer See und Trisselwand an einem Winterabend
Im Altausseer Gemeindegebiet gibt es drei markierte Kul­tur­wan­der­wege. Die Via Artis begibt sich auf die Spuren der im Verlauf der Geschichte in Alt­aus­see weilenden Literaten und Künstler. Die Via Salis folgt den Spuren des Salzbergbaus in Altaussee und die LiteraTour begibt sich auf einen literarischen Spaziergang durch den Ort.