Landschaften/ Orte

Drosendorf an der Thaya (Waldviertel)



Die Kleinstadt Drosendorf liegt an der Thaya im nördlichen Wald­viertel (Nie­der­ös­ter­reich) nur einige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt. Die Stadt gehört zur Gemeinde Drosendorf-Zissersdorf.
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1188 erfolgte die erste ur­kund­liche Erwähnung Drosen­dorfs. Das mittel­al­ter­liche Drosendorf wurde hoch auf einer Fels­nase erbaut. Die Stadt wird von ei­ner doppelten Wallanlage geschützt und ist von der Thaya um­flossen, die die Stadt zu­sätz­lich von ihren Feinden ab­schirm­te. Die „Burg­stadt" Drosendorf gehörte zusammen mit Raabs, Hardegg und Kollmitzgraben zu jener Fes­tungs­li­nie, die im 12. Jahrhundert als Schutzwall gegen Böhmen und Mähren errichtet wurde. 1278 wurden die mäch­tigen Be­fes­ti­gungs­mau­ern der Stadt dem böhmischen König Ottokar II. Přemysl zum Verhängnis.
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Drosendorf ( Lizenz) - KLICK ZUM VERGRÖSSERN
Ottokar zog mit einem Heer ins Marchfeld zur Schlacht gegen Rudolf von Habsburg. Er belagerte mit 18.000 Mann Drosendorf, das sich unter der Führung des Stefan von Maissau 16 Tage lang tapfer verteidigte. Rudolf von Habsburg konnte inzwischen sein Heer bei Dürnkrut sammeln und for­mie­ren. Ottokar verlor die Schlacht und das Leben, und die Habsburger re­gier­ten fortan in Österreich. Drosendorf wurde kaiserliche Stadt!
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Ein Abschnitt der Stadtmauer (Lizenz) - KLICK ZUM VERGRÖSSERN
Drosendorf ist die einzige Stadt Österreichs, die von einer vollständig er­haltenen ge­schlossenen Stadtmauer umgeben ist. Die Be­fes­tigung umgibt die Stadt auf einer Länge von 1750 m und ist von zwei Stadt­toren un­ter­bro­chen und von Türmen begrenzt.
Drosendorf-Altstadt ist eine eigene Katas­tral­ge­meinde der Stadt­gemein­de Drosen­dorf und geht auf die erste Dorf­sied­lung zurück, die in der zweiten Hälf­te des 11. Jahr­hun­derts entstand. Sie liegt außer­halb der um­mauer­ten Stadt. In dieser Alt­sied­lung liegt auch die Pfarr­kirche St. Peter. Die Alt­sied­lung blieb auch nach der Grün­dung der neuen Stadt gegen Ende des 12. Jahr­hun­derts weiter beste­hen und wurde in der Folge­zeit „Alt­stadt“ ge­nannt.
Die Peterskirche blieb weiter Pfarrkirche von Drosendorf. Sie wurde Anfang des 16. Jahrhunderts zu einer spätgotischen Staffelkirche umgebaut und im 18. Jahrhundert barockisiert.
Die Sparkasse (Foto von Karl Gruber / Lizenz)
Ein kultur- und kunsthistorisch auffallendes Merkmal von Drosendorf sind die Vor­der­fronten der Häu­ser, die den Stadtplatz umschließen. Sie reichen von Re­nais­san­ce-, Barock- und Bie­der­mei­er­fas­sa­den bis hin zu Gebäuden mit Jugendstil-Ornamenten.
Das Rathaus
Das Rathaus wurde 1542 von der Stadt erworben. Es verfügt über einen Putz­volutengiebel, Graffiti von August Hoffmann aus den 1930er-Jahren und ein reliefiertes Stadtwappen. Im kreuzgratgewölbten Obergeschoss befindet sich eine Eisenplattentüre aus dem 17. Jahrhundert.
Alter Getreidespeicher, später Stadtgefängnis. (Lizenz)
Sehenswürdigkeiten: Neben dem Rathaus und den Stadtmauern ist auch die Stadt­kir­che sehenswert, die 1461-1463 erbaute spät­go­ti­sche Mar­tins­kir­che, in der die Reliquien der Kata­kom­benheiligen Valentina auf­be­wahrt werden.
Die Drei­fal­tig­keits­säu­le (Lizenz) steht öst­lich der Markt­kirche inmitten des Hauptplatzes. Sie wurde 1714 erbaut. Auf einem sechsseitigen Stufenunterbau ruht ein dreiseitiges, sphärisches Volutenpostament und darauf erhebt sich ein schlanker Wol­ken­obelisk mit einer Fi­gu­ren­grup­pe Ma­rien­krö­nung durch Hl. Dreifaltigkeit mit Putten. Eckfiguren stellen die heiligen Se­bas­tian, Rochus und Johannes Nepomuk dar. Ebenso ist ein Relief der hl. Rosalia zu se­hen. An der Rück­seite befindet sich eine Pest­in­schrift mit Chronogramm: so „DIe herrsChafft VnD DIe statt In pestzeIt besChVzet hat“.
Der Pranger in Drosendorf ist einer der höchsten erhaltenen im deutschsprachigen Raum. Der Un­terteil stammt aus der Zeit um 1500 und hat einen go­ti­schen Kielbogen. Der Steinerne Mann wurde 1616 angefertigt. Um die Blutgerichtsbarkeit darzustellen hielt der Ritter ein Schwert in der Hand. Dieses brach später ab.

Im 19. Jahrhundert ging infolge der Ab­ge­schie­den­heit die Bedeutung der Stadt zurück. Erst 1909 erfolgte mit der – 2001 eingestellten – Bahnlinie Retz-Dro­sen­dorf die Anbindung ans Verkehrsnetz. Seit 2002 wird die Bahn als Nos­tal­giebahn unter dem Namen „Reblaus-Express“ touristisch (jeweils ab 1. Mai) eingesetzt.
Drosendorf - der Charme vergangener Zeiten

Schloss Drosendorf wurde an der östlichen Ecke der Stadt an­ge­legt, um die ungeschützte Seite des Umlaufberges besser verteidigen zu kön­nen. Die heutige Form erhielt das Schloss nach einem Brand 1694, bei dem nach einem Blitzschlag das ganze Gebäude abgebrannt war. Der romanisch-gotische Ge­bäu­dekern wurde im Renaissancestil ausgebaut.
Innenhof des Schlosses (Lizenz)
1960 wurde das Schloss als Früh­stücks­pen­sion ausgebaut. Die Au­ßen­re­no­vie­rung fand 1972 bis 1980 statt. Dabei wurde auch der Hof ge­pflas­tert und das Wappen über dem Tor (Wappen der Grafen Kurz) angebracht. Von 2013 bis 2015 wurde das gesamte Schlossdach neu ein­ge­deckt und die Rauchfänge renoviert. Seit 1978 beherbergt das Schloss Drosendorf die Bil­dungsstätte der NÖ Land­ar­bei­ter­kam­mer – geführt als Se­mi­nar­hotel und Frühstückspension.
Johannes-Nepomuk-Kapelle (Lizenz)
Die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts er­bau­te Johannes-Ne­po­muk-Kapelle hat eine korbbogige Öffnung, Doppelpilaster mit verkröpftem Gebälk und Volutenaufsätze mit Dreieckgiebeln.

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Geheimnisvolles Waldviertel
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Heute zeigt sich Drosendorf vor allem als Erholungs- und Ur­laubsort mit schönem historischen Ambiente. An die Geschichte erinnert nicht nur das his­to­ri­sche Stadtensemble, sondern auch die vom Heimatforscher Franz Kieß­ling gesammelten Exponate im Hei­mat­mu­seum, das zu den ältesten Orts­mu­seen Niederösterreichs zählt.
Wer das unverfälschte Ambiente vergangener Zeiten liebt, wird sich in Dro­sen­dorf wohlfühlen. Hier scheint die Verschandelung durch die Moderne einen zähen Widerstand gefunden zu haben. Kleine Gassen führen durch die Stadt und schattige Wege an der Thaya entlang, wo ehemalige Som­mer­frische­vil­len von großen Obstgärten umgeben sind.
Herbst im Nationalpark Thayatal
Über das historische Ambiente hinaus bietet die Stadt eine wun­der­schöne Umgebung mit Wäldern und einer abwechslungsreichen Fluss­land­schaft. Im Osten der Stadt erstreckt sich der Na­tio­nalpark Tha­ya­tal, der bis weit in das Gebiet der Tschechischen Republik hineinreicht. Hier findet man eine noch weitgehend unberührte Natur mit seltenen Tieren und Pflanzen.

Altes Strandbad (Foto von Karl Gruber / Lizenz)
Ein erfrischendes Bad im naturbelassenen Fluss im Thayabad/Strand­bad ist ein Muss für alle Be­su­cher im sommerlichen Drosendorf. Die Tra­dition der Sommerfrische im Strandbad erleben – der stilvoll renovierte Holz­bau aus der Jahrhundertwende lässt es zu. Die Patina ist greifbar! Seit 1926 er­fri­schen sich die Badegäste in der eiskalten Thaya. So alt ist auch der auf Stelzen erbaute Holzpavillon. So alt, dass er schon drohte zu verfallen. Dann kam die Journalistin und Autorin Mella Waldstein, pachtete die alte Ba­deanstalt und hauchte ihr neues Leben ein. Jetzt gibt es hier Sommer-Yoga und an lauen Aben­den Kultur- und Filmprogramm.

Ein Tretbecken und die Möglichkeit für Kaltgüsse er­möglichen Anwendungen gemäß den Empfehlungen von Sebastian Kneipp. Ergänzend dazu entspannt ein er­fri­schen­des Bad im naturbelassenen Fluss. Auch auf dem Wasser kann man die herrliche natürliche Umgebung genießen, indem man sich ein Ruder- oder Paddelboot ausleiht.


Drosendorf hat alle Zutaten, die man für einen zu­frie­denstellenden Urlaub braucht, viel Natur, ein bisschen Stadt, ein Schloss und einen Fluss, sonnige Wiesen und schattige Alleen, blühende Gärten und schroffe Felsen. Das klingt ein wenig nach Ver­kehrs­ve­reins­wer­bung, stimmt aber.