Wissenswertes

Donaudampfschifffahrtsgesellschaft


Ob „Donau­dampf­schifffahrts­ge­sell­schafts­ka­pitän“ tatsächlich das längste Wort der deutschen Sprache ist, mag zu be­zwei­feln sein, fest steht, dass mich erst dieses Wort auf das Thema der Dampfschifffahrt auf der Donau brachte. Eine lange von mir geplante Reise die Donau ent­lang bis zu ihren Delta steht leider bis heute noch aus. Ver­scho­ben ist aber nicht aufge­ho­ben ...
Seit vorgeschichtlicher Zeit wird die Donau als Ver­kehrsweg benutzt. Bernstein, Felle, Metalle und Salz wurden seit der Antike über diesen Weg ge­han­delt. Die Bedeutung der Donau steigerte sich rapide mit der Aus­deh­nung des römischen Reiches und nahm auch in der Zeit der Völker­wan­de­rungen nicht we­sentlich ab. Im Mittelalter war die Donau eine der Haupt­achsen des Handels mit Griechenland und Indien.
Diese Entwicklung wurde erst mit der Herrschaft der Türken über Konstantinopel und Teile des Balkans unterbrochen. Dennoch blieb die Donau als Verkehrsweg für den lokalen Han­del nach wie vor wichtig.
Die Technik des Flussverkehrs ändert sich in diesen Jahrhunderten kaum. Man benutzte Holzschiffe und Flöße und sie fuhren stromabwärts. Die kleinen Boote wurden meistens am Zielort zerlegt und als Holz verkauft, die größeren schlepp­te man wieder strom­aufwärts. Dies forderte im Treidelzug je nach Größe den Einsatz von bis zu 20 Pferden. Ein recht kost­spieliges und inef­fek­tives Verfahren.
Mit dem rasch ansteigenden Trans­port­be­darf am An­fang des 19. Jahr­hun­derts er­wies sich die­se Form der Ver­kehrs­ab­wick­lung auf der Do­nau mehr und mehr als un­zu­reichend. Die Bemühungen, zweckmäßigere Beför­de­rungs­methoden für die schifffahrt auf der Donau zu entwickeln, mehrten sich. Aus diesem Grund begann die österreichische Regierung bereits ab 1813 mit der Planung, auch auf der Donau die anderswo bereits erfolgreich eingesetzten Dampf­schif­fe einzusetzen.
In der Anfangsphase wurde diesen kein großer Erfolg beschieden. Erst als zwei Engländer, Andrews und Prichard, am 13. März 1829 die Erste Donau-Dampf­schiffahrts-Gesellschaft gründeten, gelang es, mit dem Dampfer "Franz I" den Erwartungen der Regierung zu entsprechen und bereits im fol­genden Jahr den Schiffsverkehr zwischen Wien und Budapest aufzunehmen. Am 4. September 1830 fuhr die "Franz I." erstmals von Wien nach Budapest.
Die Gesellschaft entwickelte sich sehr rasch und erfolgreich, be­reits 1837 konnte auch der Verkehr von Wien stromaufwärts nach Linz mit dem Dampf­schiff "Maria Anna" erweitert werden, nachdem auch die 1835 gegründete kgl. bayrisch-württembergische Dampfschiffahrt auf der oberen Donau von Ulm abwärts mit dem Dampfer "Ludwig" den Verkehr aufge­nom­men hatte.

Das Dampfschiff "Schönbrunn", Baujahr 1912, Österreichs letzter Donau-Schaufelraddampfer. Das Schiff wurde originalgetreu renoviert und von einem Verein erhalten.

Die weitere Entwicklung der Gesellschaft wurde vor allem durch die Tatkraft des ungarischen Grafen Szechenyi gefördert. Ihm ist es zu verdanken, dass der Schiffspark zielstrebig vergrößert und bereits 1834 beschlossen wurde, einen Dampfer auf der unteren Donau unterhalb des Eisernen Tores einzu­setzen. Auch wurde in Triest das erste Hochseeschiff, die "Maria Dorothes", auf Kiel gelegt, das die Ver­bindung zwischen nach Konstantinopel sicher­stel­len sollte.
In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die DDSG nach Bewältigung enormer nautischer Pro­bleme bis 1880 zur größten Binnen­ree­derei der Welt.
Flottenstand: 201 Dampfschiffe, 750 Schleppkähne, Transportvolumen von 1,34 Millionen Tonnen, über 3 Millionen Passagiere; Betriebslänge 5.817 km (auf Donau und Nebenflüssen). Bis etwa 1845 befuhr die Gesellschaft sogar das Mittelmeer und das Schwarzen Meer (danach vom Österreichischen Lloyd über­nommen).
Im Jahr 1889 waren es bereits 1.615.850 Personen, die mit Passagierschiffen und 155.400 Personen, die mit Überfuhr- und Lokalschiffen befördert wurden.
Auf der Donau
Im Ersten Weltkrieg verlor die DDSG fast die Hälfte ihrer Flotte an die Nach­folgestaaten. Infolge der Wirtschaftskrise von 1929 - 1934 war die Existenz der DDSG sogar gefährdet. 1935 wurde sie mit staatlicher Hilfe und unter Heranziehung italienischen Kapitals saniert.
Im Zweiten Weltkrieg verlor die Gesellschaft fast die gesamte Flotte und das gesamte Eigentum in Ungarn und den anderen Oststaaten. Der Restbestand in Ostösterreich wurde 1945 als "Deutsches Eigentum" unter sowjetische Ver­wal­tung gestellt.
1946 wurde die DDSG verstaatlicht, um das Un­ter­neh­men und die wenigen in Westösterreich verbliebenen Schiffe und Einrichtungen Österreich zu erhalten.

Donau
Donaukreuzfahrt
Donau
Donau – Biographie eines Flusses (Claudio Magris) Flusskreuz­fahr­ten auf der Donau. Passau – Wien – Budapest Die Donau: Von Kel­heim zum Schwar­zen Meer

1949 begann der Wiederaufbau mit dem ersten Schiffsneubau seit 1945. Mit dem Staatsvertrag von 1955 war die freie Entwicklung wieder gesichert. Der Wiederaufbau und die Modernisierung konnten fortgesetzt werden.
1978 beförderte die DDSG erstmals in ihrer Ge­schich­te mehr als 3 Millionen Tonnen und bewältigte damit etwa 11 Prozent des gesamten österreichischen grenzüberschreitenden Verkehrs (rd. 25 % des gesamten Südostverkehrs).
Folgender Flottenstand gab es 1986:
4 Schubschiffe, 5 Zugschiffe, 1 Bugsiertrecker, 29 Motorgüterschiffe, 9 Mo­tor­tankschiffe, 7 Fahr­gast­schiffe, 1 Luftkissenboot, 1 Motorboot, 106 Schub­leichter und Güterkähne, 34 Tankschubleichter und Tankkähne sowie 3 Bunkertankkähne, insgesamt 200 Einheiten mit 234.180 Eichtonnen, 5.930 Fahrgäste. Ferner 2 Tagesausflugschiffe und 1 Kabinenschiff in Bau, letzteres das größte Binnenschiff der Welt.
Mit Rad und Schiff von Passau nach Wien
Die Gesellschaft wurde 1991 privatisiert und um­struk­turiert, bzw. in die bei­den Bereiche Fracht­schiff­fahrt (DDSG-Cargo GmbH) und Fahr­gastschiff­fahrt (DDSG-Donaureisen GmbH) geteilt.
Die DDSG-Cargo GmbH wurde 1993 an die Stinnes AG verkauft, die das Un­ternehmen 1997 wiederum an die Gerhard Meier AG weiterverkaufte. Dieser gelang es, die Schifffahrt verlustfrei zu führen. 2007 wurde es an das ser­bisch-zypriotische Konsortium East Point Holding Limited verkauft. Der Un­ter­nehmensstandort Wien wird beibehalten.
Für die DDSG-Donaureisen konnte kein ent­spre­chen­der Käufer gefunden werden, was zu Folge hatte, dass die Schiffe dieses Bereiches an ver­schie­dene Unternehmen vergeben wurden. Einen Großteil der Fahrgastschiffe übernahm die DDSG Blue Danube schifffahrt GmbH, die diesen Ge­schäfts­bereich bis dato erfolgreich weiterführt.
 
 
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Donau – Biographie eines Flusses von Claudio Magris
Donaukreuzfahrt
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