Landschaften/ Orte

Hallstatt im Salzkammergut

Hallstatt (englischer Text)  


Direkt am Fuß des imposanten Dachsteins liegt – in einer beeindruckenden Landschaft – ein Schmuck­stück von einem Ort. Hallstatt ist eine klei­ne Markt­gemeinde im Salzkammergut, im Bun­desland Ober­ös­ter­reich und liegt am Hallstätter See. Zusammen mit dem Dachstein und dem Inneren Salzkammergut gehört es zum UNESCO-Welt­erbe. Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Bad Ischl.
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Nachdem Johann Georg Ramsauer, Berg­werks­be­amter aus Hallstatt, im Jahr 1846 am Salz­berg bei Hallstatt durch Zufall beim Öffnen einer Schot­ter­gru­be ein eisenzeitliches Grä­ber­feld entdeckt hatte, wurde der Ort Na­men ge­bend in ganz Europa für eine Epo­che der älteren Eisenzeit von etwa 800 bis 475 v. Chr. Man spricht von der Hall­statt­zeit und der Hall­statt­kultur. Das wahr­lich riesige Grä­berfeld wurde bis heute noch nicht vollständig erschlossen.
Verbreitungsgebiet der Hallstattkultur
Das Gräberfeld gehört zu den wichtigsten ar­chä­o­lo­gi­schen Hinter­las­sen­schaf­ten der Welt. In den Gräbern finden sich Luxusgüter aus ganz Europa, die weitreichende Kontakte bezeugen. In den Gräbern wurden Menschen aller Alters­stu­fen beigesetzt, von Säuglingen bis hin zu sehr alten Männern und Frauen. Während der gesamten Belegungszeit des Friedhofes wurden die Toten sowohl in Körper- als auch in Brandgräbern bei­gesetzt. In den Frau­en­gräbern fand man Fi­beln, Gürtel und Schmuck, in den Män­ner­gräbern Nadeln und Waffen.
Siehe dazu auch Wikipedia
Bronzedolch (Replik) aus der Hallstatt-Zeit
Die Hallstattkultur hatte sich aus der bron­ze­zeitlichen Urnen­fel­der­kultur (etwa von 1300 bis 800 v. Chr.) entwickelt und war die vor­herr­schen­de zentraleuropäische Kultur im Zeit­abschnitt der älteren Eisenzeit von ca. 800 bis 475 v. Chr. Ihr folgte in einem großen Teil Zentraleuropas die so­ge­nannte La-Tène-Kultur.
Man zählt die Menschen der Hallstattkultur zu den frühesten Kelten. Die Kel­ten waren eigentlich kein Volk, sondern verschiedene Stämme im Ver­brei­tungs­ge­biet von den Quellen der Donau bis zum Hinterland von Marseille, die von Herodot und an­der­en Historikern aus dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. als "Keltoi“ bezeichnet wurden.

Idyllische Lage am See, imposante Bergkulisse, zahl­reiche historische Ge­bäu­de, UNESCO-Welt­kul­tur­erbe: Hallstatt hat weit über die Grenzen Österreichs hi­naus Bekanntheit erlangt. Daher haben chine­sische Ar­chi­tekten damit an­ge­fangen, in der rund 7100 Kilometern entfernten Provinz Guandong in der Volks­republik China einen Nachbau des welt­be­rühm­ten Ortes zu errichten.
Hallstatt auf einer alten Ansichtskarte (um 1900)
Was an Hallstatt jeden Besucher entzückt, ist das typische Ortsbild, wel­ches – man ver­glei­che heutige Fotos mit historischen Ab­bil­dun­gen – fast un­verändert erscheint. Obwohl, wenn man genauer hinsieht, nur etwa die Hälfte der Häuser vor dem Jahr 1900 entstanden sind, ist das Aussehen der Altstadt und ihrer Kulisse (auf einer Seite die Berge, auf der anderer der See) seit Jahrhunderten gleich ge­blie­ben. Dieses au­then­tische Ortsbild konnte dank den natür­li­chen Bedingungen und dank der Wirkung von aufgeklärten Bürgern bis heute erhalten bleiben.
In den 1950er und 1960 Jahren, als in ganz Mit­tel­eu­ropa der Moderni­sie­rungs­wahn und die wahnwitzige Vorstellung von autogerechten Städten und Land­schaften grassierten, war die Gefahr für das Ortsbild am größten. Auch in Hall­statt plante man "bessere" Kommunikationswege, um die Verkehrs­pro­ble­me im Ort zu lösen. Kon­kret wurde ein Projekt für eine Seestra­ße vor­ge­legt, der die wichtigsten Merkmale des Orts­bildes zum Opfer gefallen wären.
Gegen die Realisierung dieses Projekts setzte sich der österreichische Höh­len­forscher und Rei­se­schriftsteller und damalige Verwalter des Hall­stätter Mu­seums Dr. Friedrich Morton mit aller Kraft ein, und es gelang ihm auch, viele Hallstätter zu überzeugen, sich gegen das Pro­jekt zu Wehr zu setzen. Es wurde ein Gegenprojekt ausgearbeitet, das kei­ne Um­fah­rung des zen­tralen Marktteiles direkt am See vorsah.
Bei einer Volksbefragung am 14. Dezember 1958 sprachen sich dann 58 % der Hallstätter ge­gen das geplante Vorhaben aus und für die Er­hal­tung der traditionellen Bauten in der Markt­ge­mein­de. Diese Initiative brachte die ober­ös­ter­rei­chi­sche Lan­des­re­gie­rung dazu, eine orts­bild­scho­nen­de Variante zu realisieren. So kam es zum Bau des Hall­stät­ter Straßentunels. Der großzügige Ausbau der Straße für die bequeme Erreichbarkeit der Innenstadt wurde auf diesem Weg der „denk­mal­scho­nen­den“ Hei­mat­ver­bun­denheit un­ter­geordnet. Eine Pioniertat!
Die Realisierung des Tunnels ging einher mit der Ver­kehrsberuhigung des Ortszentrums von Hallstatt. Er ist für den Tagesverkehr gesperrt. Selbst die Gäste der Hotels und Pensionen im Zentrum müssen drau­ßen bleiben. Die wenigen vorhandenen Park­plät­ze sind für die Bewohner des Ortes reser­viert. Kleiner Wermutstropfen: Die Ver­kehrs­be­ru­hi­gung und die Nominierung zum UNESCO-Welterbe haben dazu beigetragen, dass Hallstatt im Laufe der Jahre einem stetigen Steigen der Besucherzahlen ausgesetzt wurde. An manchen Sommerwochenenden könnte man sich wünschen, dass – wie es einmal für Venedig vorgeschlagen wurde – die Zahl der zugelassenen Tagestouristen begrenzt würde.

Das malerische Hallstatt verdankt seine Ent­ste­hung dem reichen Salz­vor­kom­men. Mächtige Salzkammern wurden hier schon vor mehr als 4.000 Jahren ent­deckt. Bis heute noch wird im "ältesten Salzbergwerk der Welt" oberhalb von Hallstatt das "weiße Gold" abgebaut. Entlang der 1607 erstmals in Betrieb ge­nommenen Rohrleitung von Hallstatt nach Ebensee, der "ältesten Rohr­lei­tung der Welt", in der die Sole, eine wässrige Salzlösung, mit leichtem Gefälle hi­nunterfließt, befindet sich heute ein wunderbarer Wanderweg. Der Soleweg ist insgesamt ca. 40 km lang.
Hallstatts fast 4.000 Jahre alte Vergangenheit bietet dem interessierten Be­su­cher ein breites Spektrum an Zielen: Angefangen vom keltischen Gräberfeld, bis zum Salzbergwerk (auf den Spuren des "Mannes im Salz"), dem prä­his­to­rischen Museum, den auf engem Raum über­einander geschachtelten Häusern, den Kir­chen und dem Friedhof mit dem Beinhaus aus dem 12. Jahrhundert mit seinen bemalten Schädeln.
Hallstätter Beinhaus (Bildautor: Gakuro (Lizenz)
Das Beinhaus in der Michaelskapelle aus dem 12. Jahrhundert enthält rund 610 bemalte Schädel, die frühesten davon wurden schon Ende des 18. Jahr­hun­derts bemalt. Das Bemalen der Schädel war im 19. Jahrhundert häufig und wurde vorwiegend im östlichen Alpenraum (im österreichischen Innviertel, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Bayern) ver­brei­tet. Hallstatt besitzt die größte Schä­del­samm­lung, die es je gegeben hat.
Für den sportlichen Gast bieten Hallstatt und seine Umgebung auf unzähligen kleinen Steigen und We­gen oder auf bequemen und gut aus­gebauten Wan­der­wegen atemberaubende Aus­blicke.
Hallstatt im Winter
Seit dem 15. August 2013 wartet die Region Dach­stein mit einer neuen At­trak­tion auf: einer hoch über Hallstatt teils frei schwebenden Plattform, die einen großartigen Panoramablick in die Dachsteinregion ermöglicht.

 
 
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